Rauchgas-Entschwefelungs-Anlagen (REA) sind aus der Industrie nicht mehr wegzudenken: Sie filtern mit Hilfe einer Kalksteinlösung Schwefeldioxid (SO2) aus dem Rauchgas der Braunkohlenkraftwerke. Heute werden mehr als 95 Prozent der Entschwefelungsanlagen in Kraftwerken und Industrieanlagen weltweit auf Basis dieser Verfahrenstechnik zuverlässig und erfolgreich betrieben. Die hohe Wirksamkeit der gegenwärtigen Rauchgasreinigung ist für RWE Power jedoch kein Anlass zum Ausruhen, sondern vielmehr Ansporn zur Entwicklung neuer Verfahren, die die Kohleverstromung zukünftig noch klimafreundlicher gestalten sollen. In diesem Zusammenhang entstand das REAplus-Konzept, das wir in Zusammenarbeit mit dem österreichischen Anlagenbauer Andritz Energy & Environment (AE&E) am RWE Innovationszentrum in einer Versuchsanlage realisiert haben.
Vorbehandlung von Rauchgas ist dank REAplus überflüssig – das spart Ressourcen
Bei diesem Konzept geht es darum, die chemischen Prozesse bei der Entschwefelung noch weiter zu optimieren. Der Fortschritt gegenüber den bisherigen Verfahren liegt in einem gestuften Ablauf des Waschprozesses und einem verbesserten Kontakt zwischen Kalksuspension und Rauchgas-CO2 durch das sogenannte Plusmodul. In der Versuchsanlage werden pro Stunde 50.000 Kubikmeter Rauchgas aus dem BoA-Kraftwerk gereinigt. Erprobt werden die zu erreichenden Abscheideziele und die Tauglichkeit für den Dauerbetrieb. Die hocheffiziente Entschwefelung durch REAplus macht eine Vorbehandlung des Rauchgases in der ebenfalls an BoA 1 angeschlossenen CO2-Wäsche-Pilotanlage überflüssig.
Pilotanlage im Kraftwerk Niederaußem setzt langfristig neue Maßstäbe
Die Kombination von REAplus und CO2-Wäsche (Post Combustion Capture) schafft am Standort Niederaußem weltweit einzigartige Bedingungen zur Erprobung moderner, richtungweisender Kraftwerkstechnik. Doch auch für bestehende REA-Absorber kann die Technik interessant sein: Nach erfolgreichem Betrieb der Pilotanlage erfolgte der Einbau eines Plusmoduls im Juli 2014 in einen großtechnischen REA-Absorber von Block G des Kraftwerks Niederaußem. Die über mehrere Monate gesammelten Ergebnisse zur Leistungsfähigkeit des Plusmoduls waren positiv. Mit ihm kann bei bestimmten SO2-Gehalten im Rauchgas der Strombedarf der REA reduziert werden. Deshalb wurden im Jahr 2015 zwei weitere Absorber am Block H mit der Technik ausgerüstet.